Jakobs Bericht

Ferne Länder kennen lernen, fremde Kulturen erleben, neue Leute treffen, an den Grenzen der eigenen Welt rütteln und den Horizont erweitern. 

Dieser Traum wurde wahr für uns durch unser Voluntariat bei Adigrat Vision e.V. in Äthiopien.

Wir (mein Freund Vito (20) und ich, Jacob (19) aus München) wollten schon immer einmal nach Afrika. Außerdem lieben wir beide die Arbeit mit Kindern und so klang die Möglichkeit, einen Monat in Äthiopien zu verbringen und dabei einen nützlichen Beitrag zu leisten, besonders wohl in unseren Ohren. Ich möchte allerdings schon einmal vorweg jedem Interessierten empfehlen, länger als nur 4 Wochen zu bleiben, da wir nach unserem Monat gerade erst das Gefühl hatten so richtig angekommen zu sein. 

Aber ich fange von vorne an: Vito hatte gerade seine Ausbildung als Kinderpfleger abgeschlossen und ich mein Abitur gemacht und wir wollten beide vor dem Eintritt in die harte Arbeitswelt noch ein echtes Abenteuer erleben. Wir entschieden uns also für das Voluntariat im Kindergarten von Adigrat Vision e.V., und nachdem wir die nötigen Vorbereitungen getroffen hatten, ging es los. 

Am 14. Dezember 2014 standen wir nach etwa 16 Stunden Flug über Rom und Addis Abeba am Flughafen in Mekele. (Tipp für Voluntäre: Plant unbedingt genügend Zeit in Addis Abeba für Geldwechsel und Visa ein) Es war kaum zu fassen, dass das alles Wirklichkeit war! 

Wir wurden von zwei sehr freundlichen jungen Männern mit einem Minibus abgeholt, die uns die zwei Stunden Strecke nach Adigrat fuhren. Schon auf der Fahrt bekamen wir, nur vom aus dem Fenster Schauen, unseren ersten Kulturschock. Dieser schlug aber schon sehr schnell in positive Aufregung um.

In Adigrat angekommen, wurden wir von unserer Kontaktperson, dem Leiter des Kindegartens empfangen. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihm und einer Gruppe US-amerikanischer Studenten, die auch für einen Monat in Adigrat waren, lernten wir uns und die äthiopische Küche  kennen. Es gab ''Injera", eine Art Teigfladen, mit dem die verschiedenen Beilagen und Soßen gegessen werden. Injera ist sozusagen das Hauptgericht in Äthiopien. Ein Einheimischer erklärte uns es sei "everyday food", und während unseres Aufenthaltes verging wirklich kaum ein Tag an dem wir nicht irgendwo, irgendwen Injera essen sahen.
Nach dem Abendessen fielen wir dann ziemlich schnell völlig erschöpft von der Vielzahl überwältigender Eindrücke in unsere Betten.
Da wir an einem Freitagabend angekommen waren, konnten wir unsere ersten Tage sehr entspannt angehen und uns von der Reise erholen, da die Kinder nur an den Werktagen im Kindergarten sind. 

Der typische Kindergartentag begann zwischen 7 und 8 Uhr mit dem Eintreffen der ersten Kinder. Etwa eine bis eineinhalb Stunden später gab es Frühstück. Vor dem Frühstück sammelten sich die Kinder in Gruppen und mussten warten, bis sie zum Frühstück gehen konnten. Diese Wartezeit kam uns leider häufig sehr lange vor und die Kinder durften in dieser Zeit nichts tun außer in ihrer Reihe Stehen und auf das Essen Warten. Es wäre schön, diese Zeit anders und kreativer zu gestalten. Es gab zwei Spiele die hin und wieder gespielt wurden. Das eine war eine Modenschau, bei der immer nur wenige Kinder beteiligt waren, das andere waren Gymnastikübungen, die allerdings sehr trocken nur aus Heben und Senken der Arme und ähnlichem bestanden. 
Nach dem Frühstück begann für alle Kinder in altershomogenen Gruppen der Schulunterricht. Dieser bestand hauptsächlich aus dem ständigen Wiederholen des aktuellen Stoffs (engl. Zahlen oder Alphabet). Auch hier wäre es wünschenswert das Lernen etwas spielerischer und abwechslungsreicher zu gestalten. Um dies umzusetzen wäre genügend Material vorhanden.

Dieses haben allerdings nur wir Voluntäre genutzt, indem wir uns während der Unterrichtszeit immer wieder kleine Gruppen von Kindern herausnahmen um mit ihnen das Lehrmaterial zu nutzen (z.B. Murmeln, Malbücher etc.). 

Nach dem Mittagessen (wem Nudeln oder Reis jeden Tag zu langweilig werden würden, kann auch selber Kochen) machen die Kinder Mittagsschlaf. Die Zeit danach wird für weiteren Unterricht oder gemeinsame Spiele genutzt. Auch hier haben wir uns wieder kleine Gruppen herausgenommen, mit denen wir effektiv und spielerisch arbeiten konnten.
Anschließend haben die Kinder Freispielzeit, bis sie um ungefähr 5 Uhr wieder abgeholt werden.

Ab dieser Zeit konnten wir unsere Abende frei gestalten. Wir fuhren meistens in die Stadt um auf den Markt zu gehen oder das kostenlose Internet in einem der verschiedenen Hotels zu nutzen. In den Hotels haben wir auch sehr häufig und ohne gesundheitliche Folgen zu Abend gegessen. Glücklicherweise hatten wir warme Pullover (unbedingt mitnehmen!!) dabei, da es zeitweise richtig kalt wurde. Wenn wir im Kindergarten blieben, haben wir uns mit Lesen,  Filme auf dem Laptop Schauen oder Fußball Spielen die Zeit vertrieben.

Rückblickend freut es mich, dass wir zu zweit waren, da einem alleine möglicherweise die Zeit etwas lang werden könnte. Denn auch wenn die Einheimischen immer sehr um freundlichen Kontakt und ein Gespräch bemüht sind, ist die Sprachbarriere groß und die Kommunikation nicht immer einfach. Dies gilt auch für den Großteil des Kindergartenpersonals.

Wir hatten das große Glück, dass der Leiter des Kindergartens in Äthiopien auch die US-Studentengruppe betreut hat, sodass wir zusammen mit ihnen einige tolle Ausflüge machen konnten. Jedem, der auch Lust auf ein Voluntariat bei Adigrat Vision hat, sei wärmstens empfohlen mit dem Leiter des Kindergartens an den Wochenenden solche Touren zu unternehmen. Es sind vor allem diese Ausflüge an den Wochenenden, die mir in Erinnerung geblieben sind: Die unglaublichen Landschaften aus Ebenen und hohen Tafelbergen - Die Gespräche mit den Einheimischen, die einen immer willkommen heissen und mit einer Gastfreundlichkeit gesegnet sind, die mir so zuvor nie begegnet ist.

Wir haben in unserer Zeit in Äthiopien so unglaublich viele Erfahrungen gesammelt, dass ich ohne Probleme mehrere Tage durcherzählen könnte. Folglich ist dieser kurze Bericht nur ein Kratzen an der Oberfläche, der dem Erlebten niemals gerecht werden kann. Ich rate daher jedem, der das hier liest und selber mit dem Gedanken spielt selber nach Äthiopien zu gehen: Just do it!